Der Sand im Wirtschaftsgetriebe: Wie German Angst sich auf das Wirtschaftsverhalten auswirkt

Im geordneten und doch turbulenten Verkehrsgetümmel der Wirtschaft spielen nicht nur harte Fakten und Zahlen eine Rolle, sondern auch die subtilen Nuancen menschlichen Verhaltens. Ein Phänomen, das in der deutschen Kultur tief verwurzelt ist und in Krisenzeiten besonders sichtbar wird, ist die sogenannte „German Angst“. Diese Mischung aus Vorsicht, Zurückhaltung und Angst vor Risiken beeinflusst nicht nur das persönliche Handeln, sondern auch das Verhalten von Unternehmen und Führungskräften in der Wirtschaft – insbesondere in Krisenzeiten.

Vorsicht statt vorwärts: Wie die German Angst Unternehmen lähmt

Wenn Krisen aufkommen, neigen viele Deutsche dazu, einen Schritt zurückzutreten, einen abrupten Stopp einzulegen, die Lage genau zu prüfen und abzuwarten, bevor sie handeln. Diese vorsichtige Herangehensweise kann jedoch dazu führen, dass Unternehmen in eine regelrechte Vollbremsung geraten. Statt mutig voranzugehen, werden Entscheidungen verzögert oder vermieden, aus Angst vor Fehlern oder negativen Konsequenzen. Das lässt sich gut mit dem Straßenverkehr vergleichen: Im Grunde ist alles geordnet und geregelt, die Ziele und Wege sind klar – doch passiert etwas Unvorhergesehenes, beispielsweise plötzlicher Schneefall, sind viele erst einmal völlig überfordert. Besonders auf der Autobahn kennen wir alle die Auswirkungen des plötzlichen Bremsens und übervorsichtigen Herantastens. Es ist eine Kettenreaktion, deren Auswirkungen noch weit spürbar sind. Fahrende wollen die Lage abchecken und sich absichern, bevor sie handeln, bremsen dadurch aber den gesamten Verkehr hinter sich aus. Und auch wenn sie sich dann doch dazu entscheiden, weiterzufahren, dauert es lange, bis sich das Verkehrschaos hinter ihnen wieder aufgelöst hat. Ist das noch verantwortungsvoll und angemessen oder schon übertrieben und übervorsichtig?

Genauso verhält es sich aktuell in deutschen Unternehmen, was weitreichende Folgen haben kann: Für Unternehmen bedeutet eine Vollbremsung in Krisenzeiten Chaos, Panik und eine lange Regenerationszeit. Die Angst vor Risiken und Veränderungen hemmt weitsichtige und mutige Entscheidungen, was langfristig das Wachstum und die Entwicklung des Unternehmens beeinträchtigt. 

Deutschland, das Land der Allergien: von Entscheidungen bis zur Verantwortung

Eine häufige Reaktion auf die German Angst ist eine Art von Entscheidungsallergie, bei der Unternehmen aus Angst vor Fehlern Entscheidungen verzögern oder vermeiden. Diese ‚Entscheidungsallergie‘ kann langfristig das Wachstum und die Entwicklung des Unternehmens behindern. Doch ist es wirklich besser, gar keine Entscheidung zu treffen, als eine potenziell falsche? Wohl eher nicht. Ein Unternehmen, das sich in ständiger Entscheidungsstarre befindet, bremst aktiv sein eigenes Wachstum und Entwicklungspotenzial aus. Daher hier ein dringender Appell: Es ist an der Zeit, zu handeln! Schaffen Sie den Rahmen, der es Ihren Mitarbeitenden und Führungskräften ermöglicht, Entscheidungen zu treffen. Fehler sollten nicht als Versagen betrachtet werden, sondern als wichtiger Bestandteil des Lernprozesses. Eine funktionierende Fehlerkultur ist entscheidend für die persönliche und organisatorische Weiterentwicklung – eine Komponente, die in vielen deutschen Unternehmen noch immer vernachlässigt wird.

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit offenbart sich eine weitere Herausforderung für deutsche Unternehmen: die Verantwortungsallergie. Während Unternehmen zweifellos bestrebt sind, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, dürfen sie nicht vergessen, dass sie auch eine Verantwortung ihren Mitarbeitenden gegenüber tragen. Leider zeigen sich in Krisenzeiten häufig eher Reaktionen wie Kostenreduktion, Investitionsstopp und die Fokussierung auf Effizienzsteigerung, anstatt auf Transparenz und Offenheit gegenüber der Belegschaft zu setzen. Dies führt dazu, dass Mitarbeitende oft wie austauschbare Ressourcen behandelt werden, ohne Rücksicht auf ihre langfristige Zufriedenheit und Motivation. Es ist daher wenig überraschend, dass Unsicherheit und Angst unter den Mitarbeitenden um sich greifen, während das Wohl der Belegschaft oft erst nachrangig betrachtet wird. Hier zeigt sich deutlich die Notwendigkeit, die ‚Verantwortungsallergie‘ zu überwinden und eine Unternehmenskultur zu schaffen, die das Wohl der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellt.

Überwindung der German Angst und die Macht der Gedanken

Um die German Angst zu überwinden und Deutschland wieder auf den Pfad des Wachstums zu führen, ist ein Umdenken erforderlich. Unternehmen und Führungskräfte müssen Mut beweisen und eine Kultur der Offenheit, Vertrauens und Verantwortung fördern. Entscheidungen sollten nicht aus Angst vor Fehlern vermieden werden, sondern auf der Grundlage von Mut, Weitsicht und gesundem Menschenverstand getroffen werden. Angst entsteht oft im Kopf und beeinflusst unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen. Es ist wichtig, negative Gedanken zu erkennen und zu hinterfragen, um eine positive und konstruktive Denkweise zu fördern. Durch eine bewusste Auseinandersetzung mit unseren Gedanken können wir die German Angst überwinden und den Weg zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung ebnen.

In seinem Buch "Mit neuem Mut gegen German Angst - Ein Plädoyer für engagiertes Leadership" zeigt Autor Jochen Blöcher auf, wie wir an der Wurzel ansetzen können, um diese Transformation zu erreichen. Von der Erziehung und Bildung über den offenen Dialog bis hin zur Förderung von Solidarität und gesellschaftlichem Engagement bietet Blöcher einen Fahrplan, der uns dazu ermutigt, aktiv zu werden und Veränderungen herbeizuführen. Es ist an der Zeit, dass Führungskräfte und UnternehmerInnen eine neue Rolle als mutige Vorbilder einnehmen und gemeinsam an einer Zukunft arbeiten, die von Zuversicht und Fortschritt geprägt ist. Lasst uns diese Gelegenheit ergreifen und gemeinsam die German Angst überwinden!