Mut zur Fehlerkultur: Warum wir Scheitern lernen müssen

Die Worte ‚Fehler‘ und ‚Fehlerkultur‘ sind in unserer heutigen Gesellschaft oft problematische Begriffe. Viele Menschen betrachten Fehler als etwas Negatives, das es zu vermeiden gilt. Wer Fehler macht, zeigt Schwäche und Schwäche können wir in Unternehmen nicht gebrauchen. Oder?

Nur durch Fehler können wir es besser wissen

Genau dort liegt das Problem: Die Angst vor Fehlern hindert uns daran, mutige Entscheidungen zu treffen und innovativ zu sein. Diese Haltung erstickt Kreativität und Fortschritt und führt zu einer lähmenden Kultur der Angst und Unsicherheit. Oft hören wir, dass Fehler vermieden werden müssen – koste es, was es wolle. Doch in Wirklichkeit sind Fehler unvermeidlich und sogar notwendig für Wachstum und Innovation. Das Problem? In einer Gesellschaft, die den Erfolg als höchstes Ziel ansieht, wird das Versagen stigmatisiert und die Angst vor Fehlern verstärkt. Diese Angst aber führt dazu, dass Mitarbeitende und Führungskräfte keine mutigen Entscheidungen treffen und Verantwortung scheuen.

Die Realität der Fehlerkultur in Unternehmen

Viele Mitarbeitende, besonders neue oder jüngere, die aus anderen Unternehmen kommen oder gerade erst in die Arbeitswelt einsteigen, sind es gewohnt, in ständiger Angst vor Fehlern zu leben. Sie sind oft überrascht und irritiert, wenn sie auf eine offene und menschliche Fehlerkultur treffen. In vielen Organisationen wird ein respektvoller Umgang gepredigt, dieser aber selten gelebt. Ein Mitarbeitender, der sich inkorrekt verhält, sollte sofort zur Rede gestellt werden; doch oft wird das Thema monatelang verschleppt, aus Angst vor den Konsequenzen.

Unterschiedliche Sichtweisen und wie eine ‚falsche‘ Fehlerkultur Innovation im Keim erstickt

Jede Generation hat ihre eigene Sicht auf Fehler. Die Babyboomer, geprägt von autoritären Führungsstilen, stehen zu ihren Fehlern und lernen daraus. Die Generation Z hingegen, die in einer von Unsicherheit und Angst geprägten Zeit aufgewachsen ist, neigt eher dazu, Fehler zu verbergen. Dies führt zu einem Kulturkonflikt in Unternehmen und macht es schwierig, eine einheitliche Fehlerkultur zu etablieren. Zudem führt die Angst vor Fehlern zu einem risikoscheuen Status-quo-Denken. Mitarbeitende setzen lieber auf bewährte Methoden, anstatt neue Ideen zu verfolgen. Dies lindert die Innovationsbereitschaft und begrenzt die Problemlösungsfähigkeit. Eine schlechte Fehlerkultur führt außerdem zu einem Mangel an Vertrauen und Offenheit, was die Zusammenarbeit und das Teamgefühl insgesamt maßgeblich beeinträchtigt.

Warum Scheitern der Schlüssel zum Erfolg ist

In unserem Unternehmen legen wir großen Wert auf eine positive Fehlerkultur. Neue Mitarbeitende sind oft nicht in der Lage, eigene mutige Entscheidungen zu treffen, da sie in früheren Positionen für Fehler bestraft wurden. Wir ermutigen sie, mutige Entscheidungen zu treffen und aus ihren Fehlern zu lernen. Ein konkreter Fall ist das Beispiel von oben, das wir bei uns im Unternehmen erlebten: Ein Mitarbeitender hatte sich wie erwähnt inkorrekt verhalten. Aber anstatt das Thema zu verschleppen, wurde es direkt angesprochen. Das Ergebnis war überraschend positiv: Der Mitarbeitende nahm die Kritik an und sein Verhalten besserte sich.

Was ich damit zeigen will? Ein Unternehmen kann nur dann eine gute Fehlerkultur haben, wenn diese von oben nach unten gelebt wird. Fehler gehören zu unserem Alltag und sind ein wichtiger Teil unserer Weiterentwicklung. Ohne sie gibt es keinen Fortschritt, sondern Stillstand und Rückschritt. Um eine gesunde Fehlerkultur zu etablieren, müssen wir die Angst vor Fehlern überwinden und den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen und mutige Entscheidungen zu treffen.

Fehler sind nicht das Ende– sie sind der Anfang von Wachstum und Innovation. Also lassen Sie uns die Fehlerkultur positiv besetzen und gemeinsam eine Zukunft gestalten, in der Fehler als Chance gesehen werden, sich zu verbessern und weiterzuentwickeln. Nur so können wir als Gesellschaft und als Unternehmen wachsen und erfolgreich sein.

In seinem Buch "Mit neuem Mut gegen German Angst - Ein Plädoyer für engagiertes Leadership" zeigt Autor Jochen Blöcher auf, wie wir an der Wurzel ansetzen können, um diese Transformation zu erreichen. Von der Erziehung und Bildung über den offenen Dialog bis hin zur Förderung von Solidarität und gesellschaftlichem Engagement bietet Blöcher einen Fahrplan, der uns dazu ermutigt, aktiv zu werden und Veränderungen herbeizuführen. Es ist an der Zeit, dass Führungskräfte, Unternehmerinnen und Unternehmer eine neue Rolle als mutige Vorbilder einnehmen und gemeinsam an einer Zukunft arbeiten, die von Zuversicht und Fortschritt geprägt ist. Wir sollten diese Gelegenheit ergreifen und gemeinsam die German Angst überwinden!